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Donnerstag, 20. September 2012

Die Kirche - Dynamik oder Tod!



Die Herausforderungen der Welt
Die Situation der Menschen fordert die Gemeinde Jesu heraus. Der Schmerz und das Leiden der Menschheit ist real. Die Welt, in der wir leben, stellt die Frage ob es überhaupt „Frohe Botschaft“, das heißt Evangelium für sie gibt. Die leibliche und seelische Not der Menschen ist himmelschreiend. Was ist Evangelium für Menschen, die hungern, an panepidemischen Krankheiten sterben oder im Kampf ums Überleben andere vernichten? Worin liegt die Frohe Botschaft für die Mutter irgendwo in den Gettos der Metropolen, deren Sohn in ihren Armen verblutet. Aber soll sich die Gemeinde Jesu überhaupt auf die Welt einlassen?
Auf der anderen Seite stehen die Aussagen der Bibel. Das Evangelium der Christen sagt, dass Gott die Menschen liebt, sich ihnen zugewandt hat, sie nicht einem blinden Schicksal oder sich selbst in ihrem selbstzerrstörerischen Wesen überlassen hat. Die Bibel engt ihre Frohe Botschaft auf die Einzigartigkeit Jesu, den schmalen Weg, ein. Damit stellt sie sich in einen Gegensatz zur Mehrheit der Menschen. Die radikale und intolerante Aussage Jesu: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben niemand kommt zum Vater denn durch mich! (Joh. 14,6) wird zur einengenden Wegführung für alle Menschen.
Oft wurde die Bibel so interpretiert: Gott liebt alle, Frohe Botschaft jedoch nur für eine Elite.  Die Calvinisten sprechen von der doppelten Prädestination. Die Dialektik zwischen der Souveränität Gottes und der Verantwortlichkeit des Menschen beschäftigte die Theologen während der gesamten Kirchengeschichte. Somit kommen wir zu einer grundlegenden Frage der Mission. Gilt es nun Heil für alle Menschen zu verbreiten oder um die Erlösung einer exklusiven Gruppe zu proklamieren? Heißt es die Welt lieben oder sich von ihr trennen? Heißt es der Menschheit Rettung zu bringen oder die Gemeinde zu sammeln? Jesus selbst hat sich vorbehalten seine Gemeinde zu bauen(Math.16,18). Seinen Nachfolgern hat er die Aufgabe gegeben ihn zu bezeugen (Apg 1,8). Die Kirchenleitungen jedoch bauen Gemeinden und erwarten, dass Gott sich selber bezeugt. Welch ein Absurd!
Viele fromme Menschen haben sich der Welt abgewandt und flüchten sich in die Festungen ihrer geschlossenen Gemeinden und Gemeinschaften um in der Geborgenheit ihrer Exklusivität zu erleben, dass sich Gott ihnen irgendwie beweist. Sie bauen kräftig mit allen möglichen Strategien, Tricks und Methoden ihre Gemeinden und erwarten, dass sich Gott übernatürlich selber bezeugt. Jesu Christus hat es sich selbst vorbehalten seine Gemeinde zu bauen, während seine Nachfolger beauftragt wurden von ihn zu bezeugen. Er sagt: Ich will meine Gemeinde bauen (Mat. 16,18) und geht ihr hinaus und verkündigt das Evangelium allen Geschöpfen. Der zentrale Auftrag an die Christusnachfolger liegt nicht in der Gestaltung der christlichen Gemeinschaft oder in dem Aufbau ekklesiastischer Institutionen, sondern in der Proklamierung der Frohen Botschaft Gottes. Festzustellen ist jedoch, dass die christlichen Gemeinden sich vorrangig damit beschäftigen, sich selbst zu erbauen und zu erhalten, an Stelle als Zeugen Gottes unter den Menschen aufzutreten.
In der Missionstheologie standen diese Überzeugungen sich immer wieder als Gegensatz gegenüber. Die Sammlung der Glaubenden wurde in einen Gegensatz zur Heilbotschaft an diese Welt gestellt. An dieser soteriologischen Spannung trennten sich die ökumenische und die evangelikale Bewegung. Das Heil Gottes für alle Menschen und die Einzigartigkeit Jesu steht für viele Menschen in einer unüberbrückbaren Polarisation, welche das Neue Testament so nicht kennt. Nur eine Theologie, welche die Missio Deí ausklammert oder die sich von den biblischen Texte losgelöst hat oder unabhängig von ihrem missionarischen Kontext interpretiert, kann zu einem solchen Gegensatz kommen.
Beide, die sich in der zerstörerischen Zweckentfremdung verlierende Menschheit und das spezifische und konkrete Heilshandeln Gottes bilden die Elemente der biblischen Botschaft. Beide Komponenten stehen in einer immerwährenden und interaktiven Dialektik zueinander. So entfaltet sich das Drama der Heilsgeschichte. Aus dem heraus erwächst die Grundlage, der Auftrag und die Gestaltung der christlichen Mission.
Die theologische Begründung für Mission basiert auf den biblischen Wort. Damit ist der Anker in der Zeit, in der alten und einzigartigen Botschaft von Jesus Christus und seinem Kreuz gegeben. Das ist die stabile, konservative Seite des Evangeliums. Dagegen ist die Welt ein immerwährendes dynamisches Geschehen. Alles ist vergänglich, alles ist im Fluss. Das Universum ist in seiner Essenz Bewegung. Doch genau in diesem rasenden Wirbel der Zeit, mit seinen Millionen Einzelschicksalen steht das Kreuz, das Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit, Tod und Leben unveränderlich miteinander verbindet.
Diese Verbindung zu bezeugen ist die zentrale Aufgabe der Mission. Die Jesusnachfolger sind Menschen in Raum und Zeit. Sie sind Teil der um sich wirbelnden Welt. Sie bilden darin Gemeinschaften der Glaubenden. Der Glaube ist durch den Sohn Gottes verankert in der Ewigkeit, doch die Gemeinden sind diesseitig und deshalb nicht ewig. Der Versuch, konservativ die Kirche zu erhalten, sie festzuhalten und den Status quo zu wahren, ist, weil die Welt sich weiterdreht, unausweichlich ihr Tod.
Deswegen muss der Ewige selbst sie immer wieder neu bauen, neu gestalten. Darum ist es nötig, die Begründung und den Auftrag der Weltmission immer wieder neu zu formulieren. Althergebrachte Klischees und plakative Phrasen haben nichts mit einer Gemeinde von Nachfolgern Jesu zu tun. Deswegen muss die Bibel auch immer wieder neu und zwar für den jeweiligen Kontext der realen Welt gelesen werden. Die Schrift spricht von sich selbst als dem „lebendige Wort“( Hebräer 4,12). Es ist nicht statisch, sondern dynamisch. Paulus spricht vom „Wort vom Kreuz“ als Gottes Dynamis 1. Korinther 1,18, als Gottes Gestalt gebender Kraft. Daran erkennen wir, dass das feststehende biblische Wort und die dynamisch pulsierende Welt nicht in einen unüberbrückbaren Gegensatz stehen. Schrifttreue und kontextuale Interpretation sind kein Widerspruch, jedoch Bibeltreue ohne Weltbezug ist ein Absurd, da das Reden Gottes an die realen Menschen gerichtet ist.
Um die Bibel relevant interpretieren zu können, ist es notwendig die aktuelle  Welt zu kennen. Der Ausleger muss „seine“ Welt und die seiner Zuhörer kennen. Das heißt er muss sie anschauen, ihr zuhören, sie erforschen. In ihrer Konzentration auf den Erhalt des wahren "Wort Gottes" haben viele Christen die Welt verloren, an die es gerichtet ist.

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