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Freitag, 7. September 2012

Burnout - Motivationskrise



 Burnout - Motivationskrise
Warum tue ich was ich tue?
Im Gespräch mit Burnoutpatienten kann man immer einen Verlust der Arbeitsmotivation feststellen. Viele meinen, dass der Verlust der Motivation eine Folge eines Burnouts ist. Durch viele Gespräche habe ich festgestellt, dass der Verlust der Motivation bereits zu Beginn eines Burnoutprozesses besteht. Die Frage „Warum tue ich, was ich tue?“ oder „Warum tue ich mir das an?“ steht am Anfang. Der Zweifel an der Motivation, an dem Sinn der aktuellen Lebensführung löst eine Sinnkrise aus. J. Huß fragt in einem Song: Kannst Du leben ohne Freude, wenn Du keinen Sinn mehr siehst? Und stellt dann fest: Ich kann’s nicht!(1) Die Sinnkrise ist ein Auslöser des Burnouts. Sie verschärft sich jedoch während des Prozesses.
Hinter jeder Anstrengung steht ein Motiv, eine Ansicht etwas zu erreichen, ein Ziel. Dieses Motiv, ist der Grund, dieses Ziel auch erreichen zu wollen. Ohne Motiv existiert keine Motivation. Aus dem Motiv erwächst die eigentliche Motivation: Diese ist die Energie, der Antrieb das Ziel zu erreichen. So sind beispielsweise Neugierde und Interesse, Belohnung und Gruppendruck häufige Motive für Anstrengungen. Neugier und Interesse, aber auch Ideale kommen aus einem selbst. Das Motiv wird nicht von außen erzeugt. Dies wird als intrinsische Motivation bezeichnet.  Anders verhält es sich mit Gruppendruck oder Belohnungen. Dadurch wird Motivation von außen erzeugt. Es handelt sich um extrinsische Motivation.
Alles menschliche Handeln ist motiviert. Es hat sich erwiesen, dass intrinsische Motivation tragfähiger und dauerhafter ist als extrinsische. Man muss also versuchen, sich selbst - von innen heraus - so effektiv wie möglich zu motivieren, um leistungsfähig zu sein. Erste Voraussetzung dafür ist, dass man einen Sinn in seinem Tun erkennt, beispielsweise den Zusammenhang zum Beruf. Sollte der Sinn von einer Tätigkeit einmal nicht ersichtlich sein, ist das demotivierend. Einer Handlung geht selten ein einzelnes Motiv, sondern meist ein Motivbündel voraus, das, zum Teil gebildet aus Gewöhnungen, fixierten Einstellungen und Werthaltungen, in affektiver, emotionaler oder intellektueller Richtung das Verhalten eines Individuums bestimmt.(2) Motivation hat somit nicht nur einen Faktor, sondern mehrere. Die Motivation für die Anstrengung entscheidet über die Ressourcen, welche die Person hat und durch die Leistung verbraucht. Herausforderungen werden je nach Motivation zu positiven oder negativen Stress.
Die amerikanischen Psychologen Lyman W. Porter und Edward E. Lawler entwickelten 1968 eine Motivationstheorie, die sich die besonderen Gegebenheiten in industriellen Organisationen konzentriert, indem sie eine Verbindung zwischen Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter knüpft und deren individuelle Erfolgserwartungen stärker hervorhebt.(3) Ein leistungsmotiviertes Handeln findet dann statt, wenn die Tendenz "Hoffnung auf Erfolg" die Tendenz "Furcht durch Mißerfolg" überwiegt.(4)
Atkinsons Risikowahlmodell splittet das Leistungsmotiv in eine negative Vermeidungskomponente und eine positive Annährungkomponente auf und verknüpft diese beiden Komponenten mit einer situationsabhängigen Erfolgserwartung in Formeln:
L = M x (1-W) x W

Unter Einbezug des Erfolgsmotivs und des Mißerfolgsmotivs:
L = Me x (1-W) x W - Mm x W x (1-W)

Zusammengefaßt:
L = (Me - Mm) x (W x (1-W))

Erklärung:         L = Stärke der Leistungsmotivation              
M = Leistungsmotiv          
W = subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit
1-W = Risiko       
Me = Erfolgsmotiv            
Mm = Mißerfolgsmotiv    
1-W = Mißerfolgswahrscheinlichkeit

Ein Erfolg ist um so attraktiver und motivierender, je riskanter er ist. Das Leistungsmotivation steigt, je stärker das individuelle Erfolgsmotiv das Mißerfolgsmotiv übersteigt und je näher die Erfolgswahrscheinlichkeit am maximal motivierenden Wert 0,5 liegt. Erfolgsmotivierte sind höher motiviert bei Aufgaben mittlerer subjektiver Schwierigkeit, Mißerfolgsmotivierte bei sehr schweren und sehr leichten Aufgaben.(5)

Atkinsons Risikowahlmodell splittet das Leistungsmotiv in eine negative Vermeidungskomponente und eine positive Annährungkomponente auf. (6)
Nicht die viele Arbeit bewirkt den negativen Stress, sondern die sinnlose, die nicht Erfolg versprechende Arbeit. Ein engagierter Lehrer, der sich um den Lernerfolg seiner Schüler müht, welchen er aber dann nicht sieht, verliert leicht den Sinn für seine Arbeit. Nicht das geleistete ermüdet, sondern das nicht erreichte. Wenn der Lehrer sich innerlich von seinen Schülern distanziert, keine pädagogischen Ziele mehr verfolgt, also keine Motivation für seinen Beruf mehr hat, erlebt er für sich im Job eine Sinnkrise. Wenn das Engagement nicht die erhofften Resultate erbringt, ist das äußerst frustrierend.
Bei Sozialarbeiter und Pastoren ist die Problematik ähnlich gelagert. Wenn der erhoffte Zweck nicht erreicht wird, tritt häufig eine starke Deflation der Motivation ein. Durch geringeres Engagement (Auszeit), entfernt sich der idealistische Mensch weiter von seinen angestrebten Idealen und verliert somit die wesentlichen emotionalen Ressourcen für die Anstrengung. Er ist innerlich verbrannt: Burnout.
Motivationsverlust findet auch bei erfolgreichen Managern statt. Bei vielen Menschen liegt in dem finanziellen Vorteil der Sinn der Anstrengung. Deswegen arbeiten viele Menschen im mittleren und höheren Management zwischen 60-80 Stunden wöchentlich. Die Entwertung dieser Motivation wird in der John Lennon zugeschriebenen Aussage deutlich: „Wenn du soviel Geld hast, dass du dir alles kaufen kannst, was käuflich ist, dann bedeuten dir alle käuflichen Dinge nichts mehr.“ Geld ist als Motivation immer inflationär. Deshalb wählte der Beatlestar auch eine Lebensphilosophie: "Ich sorge mich nicht allzu viel um das Geld, Geld kann keine Liebe kaufen.(7) Es ging John um die Liebe. So verändert sich die Frage in dieser Situation aus dem „Warum tue ich das?“ Zu dem „Für wen tue ich es?“ Besitz und Sachwerte sind keine dauerhafte positive Motivation für den Menschen.



1 J. Huß, Kannst du leben ohne Freude, in Landesbischof D. Eduard Lohse, Sein Ruhm unsere Freude, (Walsrode, 1981)311
3  http://de.wikipedia.org/wiki/Motivation&imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/5/55/Weg_Ziel_Modell_der_Motivation.png/220px-Weg_Ziel_Modell_der_Motivation.png&w=220&h=152&ei=GGVEUNSSGIrotQbtioHADQ&zoom=1&iact=hc&vpx=118&vpy=210&dur=1009&hovh=121&hovw=176&tx=95&ty=80&sig=105936851200410688795&page=1&tbnh=100&tbnw=145&start=0&ndsp=18&ved=1t:429,r:0,s:0,i:142
7 “I don't care too much for money, money can't buy me love." http://www.bellaonline.com/articles/art14070.asp  (29. August 2012)