Der Sozialdarwinismus und seine Folgen im 20. Jahrhundert
Auszug aus dem Buch Menschen Lieben
Die Soziologie entstand zu Beginn
des 19. Jahrhunderts als eine Form der Geschichtsinterpretation.[1] Sie ist
ein Kind der Aufklärung. Nach dem Zusammenbruch der alten Systeme galt es, neue
gesellschaftliche Ordnungen zu schaffen. In der Geschichtssoziologie wurden die
Abläufe und Entwicklungen der Gesellschaften analysiert und interpretiert. Mit
dem Aufkommen des Darwinismus begann man, die Entwicklungen der Zivilisationen
unter evolutionistischen Aspekten zu betrachten.[2] Daraus erwuchsen die
grundlegenden Ideologien, welche die politische Gestaltung der Gesellschaften
im 20. Jahrhundert dienten.
Die klassischen Ideologien wuchsen
auf dem Boden der Aufklärung und basierten auf dem rationalistischen und
materialistischen Weltbild. Bosch stellt fest, dass die Ideologien mit ihren
Opfern Folgen der Aufklärung sind: Die großen Ideologien des 20.
Jahrhunderts, Marxismus, Kapitalismus, Faschismus und Nationalsozialismus wurden
nur durch die Wissenschaft der Aufklärung möglich.[3] Die Katastrophen des 20.
Jahrhunderts, die beiden Weltkriege, die russische Revolution, der Holocaust,
der Völkermord in der chinesischen Kulturrevolution, sowie die
Weltwirtschaftskrisen und die Verarmung großer Bevölkerungsgruppen sind direkte
Folgen des materialistischen Rationalismus. Damit wird deutlich, dass die Aufklärung
in ihrer Absicht, eine lebenswertere Welt zu schaffen, gescheitert ist.
Die Wissenschaft des Rationalismus
ging von einem dreidimensionalen Weltbild aus. Die darwinistischen Systeme
basieren auf dem daraus resultierenden Materialismus. Im Materialismus wird das
Sein durch seine Stofflichkeit, durch Materie, definiert. Spiritualität, Gott,
Geist, Ideen usw. sind nicht ursächlich für die Existenz und damit sekundär.[4] Das 20.
Jahrhundert ist vom Kampf der materialistischen Ideologien gekennzeichnet. Wenn
nun heute erwiesen ist, dass das materialistische dreidimensionale Weltbild ein
Irrtum war, dann ist auch das, was daraus erwuchs wahrscheinlich falsch.[5] Fatal
ist die Summe der Gewalt, der Grausamkeit und der Menschenfeindlichkeit, welche
die Menschheit auf diesem Weg ausgelöst hat und immer noch verursacht.
Die Basis der Ideologieentwicklung
lag im Sozialdarwinismus. Dieser beruhte auf dem Prinzip der natürlichen
Selektion. Darwin erklärt: Da mehr Individuen ins Leben treten, als
bestehen können, muss ein Kampf ums Dasein stattfinden.[6] Für Darwin gibt es dabei
keine Ausnahmen. Der Kampf geschieht zwischen den Spezies und innerhalb der
Arten.[7] Der
Begriff meint, dass der Entwicklungsprozess eines Individuums dadurch
beschleunigt werden kann, dass schlechte oder schwache Elemente beseitigt
werden. Das bedeutet, dass in der Fortpflanzung dadurch defekte Gene und somit
auch Individuen ausgeschaltet werden. Daraus ergibt sich, dass nur noch die als
gut erachteten Gene an die nachfolgende Generation weitergegeben werden. Im
Kampf ums Dasein setzen sich die Starken gegen die Schwachen durch. Dadurch
kommt es in der Evolutionskette zu einer positiven Entwicklung. Der Tüchtige
ist der Träger der Evolution.[8]
Der Sozialdarwinismus wendet diese
Prinzipien auf die menschliche Gesellschaft an. Die Schwachen werden
ausgemerzt.[9] Die
Anwendung der Prinzipien der natürlichen Auslese auf menschliche
Gesellschaften fasste deren Entwicklung als natürliche Folge beim Kampf ums
Dasein auf. Mit der Annahme, dass die natürliche Selektion natürlich
ist,[10] das
heißt, dem Wesen, dem Sein entspricht und damit unabänderlich ist, wurde der
Sozialdarwinismus zur Basis der soziologischen Ideologien. Ideologien bestimmen
das Weltbild und dieses wiederum bestimmt die Werte und die Ethik innerhalb der
Gesellschaft. Die materialistischen Ideologien haben als höchstes Ziel die
Durchsetzung des Tüchtigsten. Dazu ist jedes Mittel recht. In Brasilien wird
diese Regel populär mit dem Lei de Gérson beschrieben. Das Lei de
Gérson beschreibt das Gesetz des Vorteils und das Prinzip, auf dem eine
Person oder ein Unternehmen den eigenen Vorteil unabhängig von ethischen oder
moralischen Fragen wahllos nehmen muss. Im Daseinskampf muss der Starke sich
durchsetzen. In diesem Machtdenken und der Machtpolitik wird durch den
Machtkampf die Entmenschlichung des Menschen betrieben.[11]
Bis heute beeinflussen die Gedanken
des Sozialdarwinismus die Theorien der Gesellschaftsbildung. So schreibt 1998
Michael Rose: Jeder glaubhaften Gesellschaftstheorie muss ein vernünftiges
darwinistisches Modell der menschlichen Eigenschaften zu Grunde liegen.[12] Heute
wird zwar allgemein nicht mehr vom Starken und Schwachen gesprochen oder vom
höheren und niederem Wesen, es geht heute um den Fitten und den Nichtfitten.
Das Konzept der darwinistischen Fitness ist, obwohl es verschiedene komplexe
Faktoren berücksichtigt, soziologisch nichts weiter als die Legitimierung der
Diskriminierung des Schwachen. Die Spielarten des Sozialdarwinismus wenden
Darwins Theorie der Auslese auf die
sozialen, ökonomischen und auch moralischen Aspekte der Gesellschaft an.
Der Kampf ums Überleben legitimiert damit den Starken zum Kampf gegen den
Schwachen. Nur der Tüchtige überlebt und hat auch ein Recht zum Überleben.
Als Begründer des Sozialdarwinismus
gilt der britische Anthropologe und Begründer der Kulturanthropologie Edward
Taylor. Er beschrieb wie sich kulturelle Veränderungen durch natürliche
Selektion durchsetzten. Taylor sprach von höheren und niederen Rassen.[13] Die
Anwendung der natürlichen Auslese auf den Menschen hob dann konsequent die
Basis für die Gleichheit der Menschen auf. Der Anthropologe Otto Ammon benutzte
die Rassentheorie auf die Soziologie an und versuchte nachzuweisen, dass die
Arier evolutionistisch höher als alle anderen Rassen zu werten sind. Die
Anwendung der darwinistischen natürlichen Auslese führte in direkter
Konsequenz zur Rassenlehre des Nationalsozialismus. Die gleichen Gedanken
wurden aber auch vom Kommunismus und Liberalismus aufgegriffen.[14] Auch
Lewis Henry Morgan der US-amerikanische Anthropologe vertrat eine
evolutionistische Sicht der Anthropologie und spricht von der natural
selection, die er auf die Entwicklung der Kulturen anwendete.[15]
Die drei großen Ideologien, welche
aus dem Sozialdarwinismus erwuchsen, sind der kapitalistische Liberalismus, der
kommunistische Sozialismus und der nationalsozialistische Faschismus. Diese
soziologischen Konzepte gehen von der Grundannahme aus, dass die natürliche
Selektion ursächliches natürliches Wesen der menschlichen Gesellschaft ist.
Gleichberechtigung und Gleichheit, gleiche Voraussetzungen, gleiche Chancen
sind in einer solchen Konzeption absurd. Diese Ideologien standen im Gegensatz
zueinander und waren die Ursachen für die wesentlichen Konflikte des 20.
Jahrhunderts.[16] Mit
der bolschewistischen Revolution begann 1917 in Russland der Kampf des
Sozialismus gegen den Kapitalismus und Nationalsozialismus. Der Faschismus
begann 1921 in Deutschland seinen Kampf mit der Gründung der Sturmabteilung
(SA). Der Kapitalismus eroberte die Welt ohne militärische Waffen, sondern mit
Krediten und Schuldverschreibungen und steht am Ende des 2. nachchristlichen
Jahrtausends als der triumphierenden Sieger da.
Der Einfluss von Darwins Theorien
auf die Ideologien ist bekannt. Karl Marx wollte sein großes Werk, „Das
Kapital“ Charles Darwin widmen.[17] Das gesamte Buch „Mein
Kampf“ von Adolf Hitler gründet sich auf der Theorie der natürliche
Selektion und dem Kampf ums Dasein, was im Titel deutlich wird.[18] In der
Anwendung geschah durch den Nationalsozialismus Rassengenozid und durch den
Kommunismus Klassengenozid.[19] Die
Anwendung des Sozialdarwinismus in der Wirtschaft wird heute von jedem, vom
Kindergarten bis hin in die Führungsetagen der Konzerne, erlebt und
durchlitten. Da es im kapitalistischen Liberalismus um den Daseinskampf des
Einzelnen geht, sind es die einzelnen Individuen, welche zerstört werden.
Das ist statistisch nicht leicht erfassbar, jedoch stehen die Opfer in der Zahl
und an erfahrenem Leid nicht hinter denen von Kommunismus und
Nationalsozialismus zurück. Laut Bosch sind die Ideologien kollabiert.[20]
Von dem Kulturoptimismus, welcher
die Weltmissionskonferenz 1910 bewegte, ist am Ende des 20. Jahrhunderts nichts
mehr zu spüren. Die Überlegenheit des europäischen Kultur-Christentums ist in
den Gräbern der Millionen Opfer der Kämpfe der Ideologien begraben worden. Das
20. Jahrhundert ist die blutigste Epoche in der Geschichte der Christenheit.
Niemals vorher mussten so viele Christen wegen ihres Glaubens sterben. Eine
breite Blutspur führt durch die Türkei, Äthiopien, Uganda, Nordkorea, Vietnam,
China, die Sowjetunion und andere totalitären Staaten.[21]
Der Einfluss des Sozialdarwinismus
auf die faschistische Ideologie ist offensichtlich. Die Anwendung der
Prinzipien der Auslese wurde in den rassistischen Äußerungen offen bekannt. Der
Faschismus ist eine diktatorische Herrschaftsform, die in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts stark verbreitet war. Faschistische Systeme waren gegen
Demokratie, nur eine politische Partei war erlaubt. Massiver Terror und Gewalt
gegen Andersdenkende und die Beseitigung von politischen Gegnern war üblich.
Die bekanntesten faschistischen Diktaturen waren in Italien von 1922 bis 1945
unter Benito Mussolini, in Spanien zwischen 1939 und 1975 unter General Franco,
in Portugal von 1924 bis 1974 u.a. unter António de Oliveira Salazar. Faschistische Bewegungen gab es aber auch in
verschiedenen anderen Ländern. Der deutsche Nationalsozialismus war eine
besonders radikale Form des Faschismus. Von den Nazis wurden systematisch
Millionen von Menschen, die im Sinne des Sozialdarwinismus als nicht
lebenswert eingestuft wurden, ermordet.[22]
Adolf Hitler (1889-1945) hatte die
Prinzipien des Sozialdarwinismus so verinnerlicht, dass seine ganze
faschistische Ideologie davon geprägt wurde. Dabei fokussiert er das Volk, die
Ethnie als die evolutionistische Einheit, welche den Daseinskampf ausficht. Er
schreibt: Die Schwäche und Halbheit … darf als sichtbares Verfallszeichen
eines Volkes gewertet werde. Wenn die Kraft zum Kampf um die eigene Gesundheit
nicht mehr vorhanden ist, endet das Recht zum Leben in dieser Welt des Kampfes.[23] Für
Hitler war es klar, dass er die natürliche Selektion auf die
gesellschaftspolitische Ideologie angewandt werden musste. Er schrieb: Der
Stärkere hat zu herrschen! … Nur der geborene Schwächling kann dies als grausam
empfinden, aber er ist ja auch nur ein schwacher und beschränkter Mensch. Würde
dieses Gesetz nicht herrschen, wäre jede vorstellbare Höherentwicklung aller
organischen Lebewesen nicht denkbar.[24] Karl Dietrich Bracher
stellt dazu fest: Höchstes Gesetz war das sozial-darwinistische Gesetz des
Stärkeren, höchster Wert die von der Lebensphilosophie entwickelte
Verherrlichung der „Tat“, letztes Ziel die unbegrenzte Macht durch
Unterdrückung nach innen und Expansion nach außen.[25]
Adolf Hitler und der
Nationalsozialismus wendeten konsequent die Prinzipien des Darwinismus zur
Gestaltung der Gesellschaft an. Dabei überließen sie die Gesellschaft jedoch
nicht der natürlichen Entwicklung, sondern steuerten diese bewusst nach denen
von ihnen festgelegte Kategorien. Arische Zucht und rassische Reinheit, gepaart
mit der massenhaften Sterilisierung von evolutionistisch als unwert
eingestuften Menschen sollte zu einer höheren Entwicklungsstufe des Menschen
führen. Diese Philosophie führte zum Holocaust und zum 2. Weltkrieg. Die
Katastrophe des Naziregimes hatte ihre ideologischen Wurzeln im
Sozialdarwinismus. Nicht der Kampf ums Dasein vernichtete Millionen von
Menschenleben, sondern die darwinistische Ideologisierung desselben.
Die Schätzungen, welche die
rassistischen Verbrechen und die Kriegsfolgen einbeziehen, reichen bis zu 80
Millionen Toten. Dieter Pohl geht von mindestens 13.370.000 Todesopfern durch
deutsche darwinistisch motivierte Verbrechen aus.[26] Dabei berücksicht er nur
die Mindestzahl von 5,7 Millionen ermordeten Juden, wahrscheinlicher wäre es
jedoch von einer Gesamtzahl von 6,3
Millionen auszugehen.[27] Von
den deutschen Soldaten starben ca. 28%, welches einer Zahl von 5,3 Millionen
entspricht.[28]
Zusammenfassend müssen wir feststellen, dass die faschistische Ideologie,
welche das Prinzip der darwinistischen Selektion politisch umgesetzt
hat, sich als menschenfeindlich erwiesen hat. Der Faschismus gipfelte,
begleitet von diabolischer Menschenverachtung und brutaler Gewalt, in einer
erschütternden Menschheitskatastrophe.
Die Haltung der protestantischen
Kirchen zu dem nazistischen Regime war gespalten. Während auf der einen Seite
Männer wie Karl Barth (1886-1968),
Walter Künneth (1901-1997), Friedrich von Bodelschwing (1877-1946), Dietrich
Bonhoeffer (1906-1945) und andere als Bekennende Kirche klar in Opposition zum
Naziregime gingen, stand doch die Mehrheit passiv daneben oder schloss sich der
NSDAP an. Dieser Riss ging durch alle Lager der evangelischen Kirche,
einschließlich der pietistischen Kreise und der Freikirchen. Die internationale
Missionsarbeit erlebte in dieser Zeit einen großen Einbruch.
Der Begriff Kommunismus leitet sich
vom lateinischen communis ab, das heißt so viel wie gemeinsam.
Der Kommunismus ist ein Herrschafts- und Politikkonzept, das von der Überlegung
ausgeht, dass es kein Privateigentum an Produktionsmitteln geben darf.
Das Konzept des Kommunismus geht auf Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820-1895) zurück. Die Verbindung zum Sozialdarwinismus ist nicht ganz so offensichtlich wie beim Faschismus. Der dialektische Materialismus ist die philosophische Grundlage des Marxismus. Darin wurde Entwicklungsgesetzmäßigkeiten der Natur auf die Gesellschaft abgeleitet. Das auf dem Materialismus beruhende Menschenbild sieht den Menschen, eingebettet in der Klasse, in dem Kampf ums Dasein in einem ständigen dialektischen Konflikt.
Das Konzept des Kommunismus geht auf Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820-1895) zurück. Die Verbindung zum Sozialdarwinismus ist nicht ganz so offensichtlich wie beim Faschismus. Der dialektische Materialismus ist die philosophische Grundlage des Marxismus. Darin wurde Entwicklungsgesetzmäßigkeiten der Natur auf die Gesellschaft abgeleitet. Das auf dem Materialismus beruhende Menschenbild sieht den Menschen, eingebettet in der Klasse, in dem Kampf ums Dasein in einem ständigen dialektischen Konflikt.
So interpretiert Marx den Kampf ums
Dasein mit dem Klassenkampf. Deswegen heißt es auch im Manifest der
Kommunistischen Partei (1848): Die Geschichte aller bisherigen
Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen.[29] Jeder Klassenkampf ist aber
ein politischer Kampf. Es geht um Macht und um das Überleben. Marx sieht in der
Existenz des Proletariats selbst die zwingende natürliche Notwendigkeit zum
Kampf. So heißt es: Der Kampf des Proletariat gegen die Bourgeoisie beginnt
mit seiner Existenz. Im Anfang kämpfen die einzelnen Arbeiter, dann die
Arbeiter einer Fabrik, dann die Arbeiter eines Arbeitszweiges an einem Ort
gegen den einzelnen Bourgeois, der sie direkt ausbeutet.[30]
Für Marx ist die politische
Gewalt im eigentlichen Sinne die organisierte Gewalt einer Klasse zur
Unterdrückung einer andern.[31]
Deswegen scheut sich die kommunistische Partei auch nicht, den Kampf gegen die Starken,
die Herrschenden zu erklären und so eine neue Klasse der Tüchtigen zu
definieren. In den Schlussworten des Manifest der Kommunistischen Partei heißt
es: Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu
verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden
können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnungen.
Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern.[32]
In der Umsetzung des kommunistischen
Sozialismus entwickelten sich verschiedene Variationen. Das erste
kommunistische Land war die UdSSR. Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurde
Russland kommunistisch, der neue Name des Staates war ab 1922 Union der
sozialistischen Sowjetrepubliken.[33] Die
kommunistische Idee wurde von Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924) zum
Staatskonzept weiterentwickelt und so spricht man auch vom
Marxismus-Leninismus.[34] Von
1924 bis 1953 war Josef Stalin (1878–1953) Generalsekretär der Kommunistischen
Partei der UdSSR (KPdSU). Während dessen Amtszeit wurden im Sinne von
ethnischen „Säuberungen“ zahlreiche Verbrechen begangen.[35] Stalins Biograf Dimitri
Wolkogonow schätzt, dass von 1929 bis 1953 19,5 bis 22 Millionen Menschen
durch die so genannten stalinistischen Säuberungen zu Tode kamen.[36] Am 07.
Mai 2009 informierte RIA Novosti, dass
die Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg (1941 bis 1945)
nach Angaben des Ex-Verteidigungsministers Dimitri Jasow 8,644 Millionen
Soldaten und 27 bis 28 Millionen Zivilisten verloren hatte.[37]
1949 setzte sich der Kommunismus in
China durch Mao-Zedong (1893-1976) durch. Laut FAZ kamen während Maos
Experiment des Großen Sprungs (1957-1962) mindestens 45 Millionen
Menschen ums Leben. Millionen verhungerten, doch viele wurden auch zu Tode
gefoltert oder fielen der Willkür lokaler Parteikader zum Opfer.[38] Seit
dem völkerrechtswidrigen Einmarsch chinesischer Truppen in Tibet im Jahr 1950
führte China einen beispiellosen Vernichtungsfeldzug gegen die tibetische
Bevölkerung, deren buddhistische Kultur und Tradition.[39]
Ebenso wurden Polen, Ungarn, die
Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und Albanien kommunistisch.[40] In den
kommunistischen Staaten gab es in der Regel nur eine politische Partei, die
kommunistische Partei. An der Spitze des Staates stand ein Zentralkomitee, das
alle wichtigen Entscheidungen traf. In den Kommunistischen Ländern wurde die
Kirche unterdrückt. Sie bildete eine Opposition und litt Verfolgung durch die
atheistischen Staaten. Dennoch bildeten sich auch starke bekennende
Christengemeinschaften aus. Missionarische Arbeit war in der Regel eine
Straftat und geschah deshalb oft im Untergrund.
Die Geschichte des Kommunismus ist
eine Geschichte von Gewaltherrschaft, Menschenfeindlichkeit, Folter, Brutalität
und Tod. Stéphane Courtois listete in seiner Einleitung zum Schwarzbuch des
Kommunismus Schätzwerte für durch Kommunisten getötete Menschen auf.
Sowjetunion: 20 Millionen
Volksrepublik China: 65 Millionen
Vietnam: 1 Million
Nordkorea: 2 Millionen
Kambodscha: 2 Millionen
Osteuropa: 1 Million
Lateinamerika: 150.000
Afrika: 1,7 Millionen
Afghanistan: 1,5 Millionen
Ferner listete er weitere
Massenverbrechen auf:
die Exekution von zehntausenden von
Geiseln und Gefangenen ohne Gerichtsverfahren,
die Ermordung von hunderttausenden
Arbeitern und Bauern von 1918 bis 1922,
die daraus resultierende Hungersnot
von 1922, die 5 Millionen Tote verursacht hat,
die Ausrottung und Deportation der
Kosaken 1920,
die Ermordung von Zehntausenden in
Konzentrationslagern von 1918 bis 1930,
die Liquidierung von fast 690.000
Menschen im Großen Terror von 1937 bis 1938,
die Deportation von 2 Millionen
Kulaken von 1930 bis 1932,
die Vernichtung von 4 Millionen
Ukrainern und 2 Millionen anderen durch eine künstliche und systematisch
verlängerte Hungersnot von 1932 bis 1933 (Holodomor),
die Deportation von hunderttausenden
Polen, Ukrainern, Balten, Moldawiern und Bewohnern Bessarabiens von 1939 bis
1941 und 1944 bis 1945,
die Deportation der Wolgadeutschen
1941,
die vollständige Deportation der
Krimtataren 1943,
die vollständige Deportation der
Tschetschenen 1944,
die vollständige Deportation der
Inguschen 1944,
die Deportation und Ausrottung der
Stadtbevölkerung in Kambodscha (1975 bis 1978)
die langsame Zerstörung der Tibeter
durch die Chinesen seit 1950.[41]
Laut Ben Kiernan brachten in der
Zeit von 1975-1979 die kommunistischen Roten Khmer 21% der kambodschanischen
Bevölkerung, d.h. 1,671,000 Menschen um.[42]
Der dem Darwinismus entsprossene
dialektische Materialismus führte zum Kampf der Klassen, welcher in der
kontinuierlichen Revolution des Kommunismus seine Verwirklichung fand. Zwar
spielten in den zahlreichen Massenmorden auch andere Faktoren eine Rolle,
jedoch ist die Ursache vor allem in der ideologischen Begründung des
Kommunismus zu finden. Die Zeit der kommunistischen Systeme in Europa ging
zwischen Jahren 1989 und 1991 zu Ende. Zurück bleibt aber eine Spur des Todes
und unsäglichen menschlichen Leidens.
Der Liberalismus ist eine im
19. Jahrhundert entstandene, im Individualismus wurzelnde Weltanschauung, die
in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht die freie Entfaltung und
Autonomie des Individuums fordert und staatliche Eingriffe auf ein Minimum
beschränkt sehen will.[43]
Liberalismus gibt es in verschiedenen Bereichen. Im Liberalismus geht es
zunächst um die individuelle Freiheit.[44] Der Wirtschaftsliberalismus
bedeutet, dass der Staat so wenig wie möglich in das Wirtschaftsleben
eingreift. Er soll nur dafür sorgen, dass die Marktwirtschaft funktionieren
kann, soll aber nicht zu viele Vorschriften machen.[45] So ist der Kapitalismus ein
Kind des Liberalismus. Der Kapitalismus basiert auf der Marktwirtschaft, ist
aber nicht mit dieser gleichzusetzen. Marktwirtschaft beschreibt die
Mechanismen der wirtschaftliche Wertentwicklung, die aus Angebot und Nachfrage
entsteht, während der Kapitalismus diese, ohne Rücksicht auf die Menschen,
nutzt, um die Maximierung der Gewinne anzustreben. Man kann also von sozialer
Marktwirtschaft sprechen, aber nicht von sozialem Kapitalismus.
Adam Smith legte in seinem Werk über
den Reichtum der Nationen die Prinzipien des liberalen Kapitalismus dar.[46] Er
begründete das Streben nach Eigennutz als den wichtigsten Motor für Wohlstand.
Für Smith gilt, dass wer sein eigenes Interesse verfolgt, das Wohl der
Gesamtgesellschaft häufig wirkungsvoller fördert, als derjenige, der
beabsichtigt, es zu fördern. Er beobachtete in seiner Kapitalismustheorie auch
eine regulierende Macht der Vorsehung, welche er aber nicht benennt: Trotz
der natürlichen Selbstsucht und Raubgier der Reichen und obwohl sie nur ihre
eigene Bequemlichkeit im Auge haben, obwohl der einzige Zweck, welchen sie
durch die Arbeit all der Tausende, die sie beschäftigen, erreichen wollen, die
Befriedigung ihrer eitlen und unersättlichen Begierden ist, trotzdem teilen sie
doch mit den Armen den Ertrag aller Verbesserungen, die sie in der
Landwirtschaft einführen. Von einer unsichtbaren Hand werden sie dahin geführt,
beinahe die gleiche Verteilung der zum Leben notwendigen Güter zu
verwirklichen, die zustande gekommen wäre, wenn die Erde zu gleichen Teilen
unter alle ihre Bewohner verteilt worden wäre, und so fördern sie, ohne es zu
beabsichtigen, ja ohne es zu wissen, das Interesse der Gesellschaft und
gewähren die Mittel zur Vermehrung der Gattung. Als die Vorsehung die Erde
unter eine geringe Zahl von Herren und Besitzern verteilte, da hat sie
diejenigen, die sie scheinbar bei ihrer Teilung übergangen hat, doch nicht
vergessen und nicht ganz verlassen.[47]
Die gemeinsame philosophische,
religiöse und ethische Grundlage war für Smith Grundlage der funktionierenden
Marktwirtschaft.[48] Max Weber
macht deutlich, dass die Marktwirtschaft erst durch eine verantwortliche Ethik
zum Wohlstand führt. Er stellt fest, dass die Herrschaft absoluter
Skrupellosigkeit zur Rückständigkeit und Armut führt.[49]
Die Verbindung des kapitalistischen
Liberalismus mit den Gedanken des Sozialdarwinismus führte zum umbarmherzigen
und skrupellosen Kapitalismus. In einem Kampf ums Dasein, in welchen es keine
Regeln gibt, ist das Recht des Stärkeren das einzig geltende Gesetz. Die letzte
Konsequenz des Liberalismus ist die Anarchie. Der kapitalistische Liberalismus
ist die Legitimierung der Anarchie im Wirtschaftskampf. Dieses wurde während
der industriellen Revolution zunehmend deutlich. Die Ausbeutung der
Nichtbesitzenden, das heißt der meisten Menschen durch den wenige Besitzende
war Kennzeichen des mit dem Liberalismus einhergehenden Frühkapitalismus.
Dieses führte zu den katastrophalen sozialen Zuständen der Industrieländer im
19. Jahrhundert. Neben den liberalen Ideen sind es die sozialen
Missstände, welche zu den Revolutionen von 1848 führten.[50] Daraus
entstand als revolutionäre Antwort die Kommunistische Bewegung. So wurde der kapitalistische
Liberalismus der Nährboden, aus dem der Kommunismus erwuchs.
Heute ist es oft noch krasser.
Mander spricht von der Geldgier der Konzerne, wenn sie tausende von Arbeitern
entlassen, während sie ihre Gewinne steigern und die Gehälter ihrer Topmanager
beisiellose Höhen erreichen.[51] Je
rücksichtsloser ein Manager die Personalkosten senkt, desto höher sein Bonus.
Der Volkswirtschaftler Michael Schluter stellt fest: Die ethischen Werte,
die Vertrauen und Integrität erzeugen und welche Fundamente bilden, auf denen
das kapitalistisches System gebaut wird,
werden stetig zersetzt. Das Gebäude wird deshalb kollabieren.[52] Das
kapitalistische System ist wie eine Autoimmunkrankheit, es wird sich selbst
durch seine Lebenskraft, der Gier, zerstören.
In Deutschland
gewann der Liberalismus durch die französische Juli-Revolution von 1830 einen
Aufschwung. Dabei verbanden sich Liberalismus und Nationalismus. Eine Dynamik,
die sich auch politisch auszuwirken begann, entwickelte sich in der
wirtschaftlichen Einigung Deutschlands. Zunehmend galt in ganz Deutschland
das Prinzip des Freihandels und der Warenverkehr in Deutschland lief mehr und
mehr ohne Hemmnisse ab. Der Staat überließ die Wirtschaft der Gesellschaft und
dem Einzelmenschen,[53]
mit der unbegründeten Annahme, dass diese die wirtschaftlichen Dinge insgesamt
vernunftgemäß und letztlich zum Wohle aller erledigen würden, wenn auch der
Einzelne zunächst vor allem nur seinen eigenen Vorteil anstrebte. Es ist zeugt
von einer großen Kurzsichtigkeit, die ein gewisses Maß an Dummheit beinhaltet,
dass ein System, welches auf der Gier zeitbegrenzter Lebewesen basiert,
nachhaltig zum Wohl der Menschheit funktionieren könnte.
Der erste
Weltkrieg war ein kapitalistischer Wirtschaftskrieg. Es ging dabei um die
Sicherung von Rohstoffen und die Kontrolle der Absatzmärkte. 1897 eroberte ein deutscher
Schnelldampfer, die „Kaiser Wilhelm der Große“ das Blaue Band für den
Norddeutschen Lloyd aus Bremen. Das schnellste Schiff gehörte nun einer
deutschen Reederei und war von einer deutschen Werft gebaut worden. Bis dahin
hatten britische Schiffe die Seefahrt und den Seehandel dominiert. Für die
nächsten Jahre beherrschten deutsche Schiffe den Nordatlantik. So entstand nach
300 Jahren Weltherrschaft über die Meere eine ernsthafte Konkurrenz für
England. Der Versuch für die Seemacht Englands mit der Titanic, dem „Non plus
Ultra“ der britischen Industrie die Vorherrschaft zurückzugewinnen, scheiterte
1912 an einem Eisberg. So sah sich England in seiner Vorherrschaft zur See und
damit in seiner Wirtschaft bedroht und tat alles um einen europäischen Krieg zu
provozieren. Der Friedensschluss in Versailles war die ökonomische Entmachtung
Deutschlands.
In den USA
entwickelte sich der Kapitalismus zunächst am stärksten. Der deutsche Paul
Warburg (1868-1932) war um 1910 der strategische Kopf der Wallstreetbankiers.[54]
Unter seiner Leitung übernahmen die Banken die Kontrolle des amerikanischen
Finanzwesens. Dieses
geschah in der Folge des 1913 erlassen Federal Reserve Act und durch den
die zentrale Bankinstanz Federal Reserve System gegründet wurde. Der Federal
Reserve Act ermöglicht es der Federal Reserve bis heute, Geld ohne
eigenen Wert als Kreditgeld zu schaffen und es gegen Zinsen zu verleihen.
Eustace Mullins stellt fest, dass das System verfassungswidrig war und der
amerikanischen Legislative ihre Selbstständigkeit genommen hat. Er schreibt
weiter: Das ermöglichte eine schnell vor sich gehende Machtzusammenballung
hinter dem Rücken des Weißen Hauses.[55] Die Demokratie wurde der
ethikfreien Wirtschaft unterworfen. Die kapitalistischen Bankiers wurden in den
USA zu den „Starken“. Ihre Finanzpolitik orientierte sich an den Gewinnen und
basiert auf Spekulationen. Der 25. Oktober 1929, als die Kurse an der New
Yorker Börse um 13 Prozent fielen, gilt als der Tag, an dem die Krise begann.
Viele Spekulanten verloren an diesem Tag ihr gesamtes Vermögen, nachdem sie
zuvor der Illusion erlegen waren, die Kurse würden unaufhörlich steigen. Es
folgt eine vier Jahre währende Depression, in denen der Dow-Jones-Index
insgesamt 90 Prozent seines Wertes einbüßte. Die Gier nach Gewinnen wurde zur
wirtschaftlichen Katastrophe der Massen. Millionen von Menschen erleben den
privaten Konkurs. Es ist ein Naturgesetz, das immer, wenn es auf der einen
Seite Verlierer gibt, es auf der anderen Seite Gewinner gibt. Die „Fittesten“
gingen aus der Krise gestärkt hinaus.
Das Vertrauen in den Kapitalismus
wurde aber erschüttert. Für Deutschland waren die Folgen ungeheuer. Die
Weimarer Republik kollabierte wirtschaftlich. Bis zum Jahr 1933 wurden 6
Millionen Menschen arbeitslos.[56] Diese
Katastrophe führte direkt zur Herrschaft des Nationalsozialismus. Es ist müßig
zu diskutieren, ob es einen Nazistaat in Deutschland ohne die
Weltwirtschaftskrise gegeben hätte, Fakt ist, dass diese daran einen klaren
Anteil hat. Mit der Politik Roosevelt, der mit schuldenfinanzierten staatlichen
Investitionen die Wirtschaft wieder ankurbelte, gab er ein Beispiel, nach dem
sich in Folge auch die Wirtschaftspolitik anderer Industrieländer richtete. So
kam es zu einer weltweiten Verschuldung der Staaten, die damit entmachtet
werden. In dem allen erwies sich der Kapitalismus als der ideologische Gewinner.
Die Hochfinanz wurde zum Beherrscher der Welt.
Auch das Geschäft mit dem 2.
Weltkrieg schwemmte die Geldströme in die Kassen der Hochfinanz. Nach 1945
wurde die westliche Welt mit den Prinzipien des Kapitalismus wieder aufgebaut.
Der Marshallplan diente zur wirtschaftlichen Stabilisierung des amerikanischen
Einflussbereiches. Nach den Katastrophen der Kriege und des zerstörten Europas,
sucht die europäische Politik einen anderen Weg als den des
sozialdarwinistischen Kapitalismus zu gehen. Es entwickelt sich die Soziale
Marktwirtschaft. Dadurch wurden dem wirtschaftlichen Machtkampf Regeln mit
gesellschaftlicher Verantwortung auferlegt.
Die Welt teilte sich in zwei
Wirtschaftsblöcke: Dem kommunistischen Ostblock mit seiner Planwirtschaft und
dem liberalen Westblock mit seiner kapitalistischen Marktwirtschaft. Dazwischen
fanden viele Nationen ihre Nischen zur Bewältigung des Daseins. In dem
Konkurrenzkampf zwischen Ost und West wurde die Erde ausgebeutet. Die
ökologische Zerstörung aus der Zeit des kalten Krieges hat den Planeten für
immer gezeichnet. Im Kampf der Ideologien welcher das 20. Jahrhundert prägte,
war der Mensch mit seiner Lebensgrundlage, die Erde, eindeutig der Verlierer.
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks blieb als ideologisches System nur der
liberale darwinistische Kapitalismus übrig. Ohne den Gegenpol des Kommunismus
unterlag dieser keiner Kontrolle mehr. Der Abbau des Sozialstaates ist die
daraus folgende Konsequenz. Die Opfer, welcher die darwinistische Wirtschaftsordnung
forderte, sind, da sie nur indirekt zerstört und tötet, nicht in Statistiken
erfasst. Sie zählen jedoch mittlerweile eine Milliarden hungernde Menschen
dazu. Das zum Naturgesetz erhobene darwinistische Prinzip der anarchistischen
Macht des Stärkeren (Tüchtigen, Fittesten usw.) zeigte seine diabolische
Menschenfeindlichkeit.
Bereits Max Weber schreibt, wenn er
vom Geist des Kapitalismus spricht, von der Philosophie des Geizes. Die
Ethik des Kapitalismus liegt nach Weber in der Verpflichtung zum Eigennutz.[57] Adam
Smith ging davon aus, dass das Streben nach Eigennutz dem Gemeinwohl gut tut.
Die gelebte Realität der letzten 250 Jahre aber beweisen, dass Gier nicht zum
Gemeinwohl führt. Die von John F. Nash entwickelte Wirtschaftstheorie lieferte
im „Nash-Gleichgewicht“ den Nachweis, dass Adam Smith sich genau hierin
grundlegend geirrt hat.[58]
Dieser Irrtum wurde für die
Menschheit fatal. Ulrich Wickert stellt fest: Die Gier des Individuums ist
zu einem systemischen Problem geworden.[59] Die Profitmaximierung, die
neokapitalistische Übersetzung des Wortes Gier, ist der Grund für tausende von
Stresskranken, den Hungertod von Millionen von Menschen und von Milliarden
Menschen in der Misere. Nichts bedroht die westliche Zivilisation mehr, als die
Raffsucht. Das christliche Abendland hat durch den Kniefall vor dem goldenen
Kalb des Kapitalismus die Basis für die Ethik verloren. Es wird Zeit, dass
verkündigt wird, dass Geiz nicht geil, sondern diabolisch ist. Heiner Geißler
meint dazu: Wer bei Firmenzusammenschlüssen die Synergieeffekte nutz, um die
Kapitalrendite und die Dividenden zu erhöhen, aber gleichzeitig Arbeitsplätze
abbaut und die wirtschaftliche Existenz von Menschen vernichtet, muss mit
Wahrscheinlichkeit den heiligen Zorn fürchten, zu dem Jesus fähig war, wenn er
mit Ungerechtigkeit konfrontiert wurde.[60]
Dieser Jesus ist aber in den meisten
christlichen Kreisen unbekannt. In den liberalen kapitalistischen Ländern hatte
die Kirche alle Freiheiten. Sie passten sich deshalb dem System an und bildet
keine Opposition. Die Missionsarbeit amerikanischer Missionare geschah oft im
Zuge der Amerikanisierung der Welt. Politisch wurde im 20.Jahrhundert oft die
evangelikale Missionsarbeit als eine Prävention gegen den sich ausbreitenden
Kommunismus gesehen. Dadurch fördert die protestantische Mission, oft auch
unfreiwillig, die Ausbreitung des Kapitalismus.
[1]
Alfred Weber, Soziologie, in Golo Mann, Das zwanzigste Jahrhundert
-Propyläen Weltgeschichte, Band 9 (Propyläen, Berlin / Frankfurt a.M.:
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[19]
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[30] Karl
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[37] http://de.sputniknews.com/politik/20090507/121492894.html RIA Novosti Moskau 07.05.2009
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[46] Adam
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[50]
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[51]
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[52] Michael Schluter, John Ashcroft,
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[53]
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[55]
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Machtergreifung der Hochfinanz und ihre Folgen (Verlag für ganzheitliche
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[56] Hermann
Kinder, Werner Hilgemann, dtv-Atlas zur Weltgeschichte - von der
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[57] Max
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[59]
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[60]
Heiner Geißler, Was würde Jesus heute sagen? – Die politische Botschaft des
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