Ist Gott die Liebe?
Die Dreieinigkeit Gottes und Mission
Gott
zu kennen kann man nur dadurch, dass eine persönliche Beziehung erlebt wird.
Das heißt, das Theologie keine objektive Naturwissenschaft ist. Theologie ist
den Geisteswissenschaften zugeordnet, gehört aber ebenso in die
Sozialwissenschaften. Es geht um Beziehung. Die Bibel offenbart Gott als
dreieinigen Gott. Ihn als dreieinig zu erkennen, bedeutet, dass eine einseitige
rationales Erkenntnis über Gott verlassen wurde und die relationale Ebene
betreten wurde. Das heißt auch, dass wir, um Erkenntnis über ihn zu gewinnen,
uns auf eine persönliche Beziehung mit ihm einlassen müssen. Christian Schwarz
provoziert, wenn er sagt:
Gotteserkenntnis nach dem biblischen
Verständnis ist durchaus vergleichbar mit der ganzheitlichen, sinnenhaften,
lustvollen Begegnung zwischen Mann und Frau. Während der hinter seinen Büchern
grübelnde Theologieprofessor kaum ein angemessenes Modell für „Erkenntnis“ im
biblischen Sinne darstellt, ist es die sexuelle Beziehung zwischen zwei
Menschen sehr wohl. Dass viele Christen Aussagen wie diese als anstößig
empfinden, zeigt nur, wie weit sich unser Gottesverständnis von der Bibel entfernt
hat.13
Das Wesen des dreieinigen Gottes ist, in seiner
Essenz, Beziehung. Beziehung lebt aus der Kommunikation. Josef Ratzinger
Benedikt XVI formuliert das, wenn er die Beziehung des Vaters zum Sohn
beschreibt, so: Es ist der Dialog der Liebe in Gott selbst – der Dialog, der
Gott ist.14
Gott ist durch und durch kommunikativ und dadurch im Wesen missionarisch.
Die Offenbarung Gottes ist Ausdruck seiner inneren Beziehung und ewigen Liebe.
Das Subjekt dieser Offenbarung ist er selbst (Rm 11,33-36).Wir müssen deshalb beachten, dass die
Schöpfung, einschließlich des Menschen, der ja Empfänger seiner Offenbarung
ist, teil dieser Selbstoffenbarung Gottes ist. Der Grund für die Erschaffung
und Existenz der Schöpfung, sowie ihr Ziel, ist Gott selbst. Paulus sagt: Denn
von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge (Rm 11,36). George Peters kommt zu dem
Schluss: Nicht das Wohlergehen und die Herrlichkeit des Menschen, nicht das
Wachstum und die Expansion der Kirche, sondern die Herrlichkeit Gottes sind das
höchste Ziel der Mission, weil sein Sinn und Wesen nun einmal der letzte Grund
für Mission sind.15
Wer ist dieser Gott, und wie ist Er?
Was sind die missiologischen Konsequenzen.
Was ist der Konflikt zwischen Liebe und Wahrheit?
In der Verkündung des Evangeliums
findet sich der Missionar in einem Konflikt mit den vorhandenen religiösen
Überzeugungen und der schrankenlosen Liebe Gottes zu den Menschen wieder. Dabei
muss die geoffenbarte Wahrheit der Bibel als die einzige Wahrheit verkündet und
zur gleichen Zeit die Liebe Gottes zu den Personen der anderer Religionen
gelebt werden. Karl Hartenstein macht
diese Spannung folgender maßen deutlich:
1. Mission ist die radikale Tapferkeit,
den Gegensatz zwischen Christusbotschaft und Heidentum zu ertragen und zu
durchleiden.
2. Mission ist die radikale Demut und
Liebe, mit der Gott selbst uns zu seinem Geschöpf ruft, welches sich nach ihm sehnt
und sich um dessentwillen ängstigt, weil es ihn noch nicht gefunden hat.31
Die missionarische Arbeit, welche den Gott der
Bibel offenbart, der sich aus eigener Initiative dem Menschen mit all seiner
Liebe und voller Vergebung nähert, soll und kann kein Kreuzzug gegen den
Glauben eines anderen sein, sondern muss ein Zeugnis der Liebe Gottes, durch
ein Leben des Opfers und Hingabe zu denen, die diesen Gott nicht kennen, sein.
Jesus sagte: Gott hat seinen Sohn ja nicht in die
Welt geschickt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten. (Joh 3,17) Deswegen
ist Christus für diese Welt gestorben. Die Begegnung mit denen, die ihn nicht
kennen und ihn logischerweise auch nicht lieben, muss ohne Verurteilung und
ohne Diskriminierung geschehen. Dabei aber mit hingebender Bereitschaft zum
Dienst und Wohl der Gottfernen trotz Ablehnung, Diskriminierung, Verurteilung
und Verfolgung in Liebe gelebt werden. Dies wird ein Leben von radikaler
Hingabe und absolutem Eifer für die Offenbarung des Herrn, dem Gottes der
Liebe, sein. Ein solches Leben ist dann die authentischste Argumentation der
Wahrheit.